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Kreisseniorenrat: EXTREMER HAUSARZT-MANGEL

29.10.2023 - Harald Kraus

 

Die Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung im Land-kreis Göppingen war das Schwerpunktthema der jüngsten Mitgliederver-sammlung des Kreisseniorenrates. Im Landkreis sind derzeit sind 59 Haus- und 2 Facharztstellen frei. Die Meßlatte ist aktuell allerdings noch immer eine Bedarfsplanung auf dem Stand von vor 30 Jahren, was aus Sicht es Kreisseniorenrates zu einer unzutreffenden Lagebeurteilung führen dürfte.
Frau Dr. Nadja Mürter, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts und Marc Lux, Vorsitzender der Kreisärzteschaft und Hausarzt in Heinin-gen erläuterten die Projekte, die die Kommunale Gesundheitskonferenz in Angriff genommen habe, um die sich abzeichnende kritische Lage zu bewältigen. Es soll alles getan werden, um eine Verschärfung der medizinischen Versorgungslage abzuwenden. Es bedürfe einer lokalen Problemlösung, die in den Rahmen der bundesweiten Entwicklung hineinpasse, sagte Dr. Mürter.
Vordergründigste Ursache der gegenwärtig unbesetzten Hausarztstellen ist nach Angaben der Kreisärzteschaft die äußerst ungünstige Alters-struktur, nach der über 40 % der Hausärzteschaft über 60 Jahre alt sind und im Laufe der nächsten Jahre altersbedingt ausscheiden werden. Neue, junge Hausärzte sind bei weitem nicht in der notwendigen Zahl „am Markt“, sodass eine reguläre Wiederbesetzung in vielen Fällen nicht vorgenommen werden könne, erklärte Marc Lux.
Etwas entspannter ist die Lage im Facharzt-Segment, das aber auch eine Unterdeckung von rechnerisch zehn Stellen ausweist. Dort führe die längst überholte Bedarfsplanung aus den 90er Jahren teilweise zur Aus-weisung eines Deckungsgrads von über 100 Prozent, obwohl zu lange Wartezeiten Realität sind. Es liegt, so der Kreisseniorenrat, eine erheb-liche Diskrepanz zwischen der Bedarfsplanung und der Situation in den Arztpraxen vor.
Dr. Nadja Mürter erläuterte die Vorschläge und Überlegungen der Kommunalen Gesundheitskonferenz, wie mittels eines Marketingkonzepts die Attraktivität einer Niederlassung als Hausarzt im Landkreis -Göppin-gen gefördert werden könnte. Dies sei aber besonders schwierig, da die Phalanx der großen Kliniken in Stuttgart und Ulm sowie die Universitäts-klinken nicht ohne weiteres zu überbieten sei.
Überlegungen wie der Zugang zu einem Medizinstudium erleichtert bzw. gefördert werden könnte, wurden ebenso diskutiert sowie Vorschläge, die Ärzteschaft in den einzelnen Raumschaften des Kreises durch neue Organisationsformen schneller, spezieller und effizienter aufzustellen. „da könnten Investitionszuschüsse oder Darlehen dazu beitragen, die erheb-lichen Praxiskosten und Anlaufprobleme zu stemmen. Auch eine Konzen-tration in Gesundheitszentren, erscheint dem Kreisseniorenrat eine sinnvolle Alternative darzustellen.