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'Lehrstunde für demokratische Diskussionskultur' zum Thema 'Integration'

Sechs Kandidaten und eine Kandidatin auf dem Podium

30.8.2013 - Peter Ritz

 

Gestern abend fand im Foyer der Stadthalle eine gemeinsame Veranstaltung der Großen Kreisstädte Göppingen, Geislingen und Eislingen statt. Die Integrationsbeauftragten der drei Städte hatten die örtlichen BundestagskandidatInnen zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Trotz Urlaubszeit war ein ansehnlicher Personenkreis erschienen.Bürgermeister Herbert Fitterling, Eislingen, leitete die Diskussion souverän.
Von der Optionsregelung in Deutschland geborener Ausländer (Entscheidung zwischen 18 und 23 Jahren über die deutsche Staatsangehörigkeit und Zwang zur Aufgabe der 'Heimat'staatsbürgerschaft), Wege zur Einbürgerung, Sprachförderung und Integration reichten die Themen, die von den Kandidaten und dem Publikum ausführlich, anschaulich und unter gegenseitigem Respekt vor der anderen Meinung diskutiert wurden.
Insgesamt eine gelungene Einführung in demokratische Diskussionskultur bei der unterschiedliche Auffassungen deutlich wurden.
Simon Weißenfels, der den verhinderten CDU-Kandidaten Hermann Färber vertrat, nannte das Optionsmodell ein Erfolgsmodell, ebenso wie Volker Münz von der Alternative für Deutschland, während alle anderen darin ein falsches Signal gegen die Integration sahen, wenn hier aufgewachsenen, gut integrierten Menschen das Recht auf Zugang zu ihrer Heimatkultur verweigert wird. '50% aller Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit haben ohnehin eine weitere Staatsangehörigkeit' (Heike Baehrens, SPD), 'In manchen Staaten kann man ohne die Staatsbürgerschaft sein Erbrecht nicht ausüben' (Prof.Dr.Dennis De, Die Grünen). Auch FDP-MdB Werner Simmling sprach sich gegen das Optionsmodell aus, musste sich aber aus dem Publikum fragen lassen, weshalb er dann im Juni im Bundestag gegen den Antrag auf Aufhebung dieser Option gestimmt habe. Linken-Kandidat Thomas Edtmaier und Piratenkandidat Julian Beier sahen Einheimische und Zuwanderer vor allem als Menschen, die gleich zu behandeln sind. Sie traten auch für großzügigere Regelungen für Flüchtlinge ein.

Ingesamt hatte man den Eindruck, dass sehr differenziert und ohne Polemik diskutiert wurde und die unterschiedlichen Standpunkte gegenseitig zur Kenntnis genommen wurde. Durch konkrete Fallbeispiele von Migrantinnen (eine Türkin aus Geislingen: 'Ich bin seit ich zwei bin hier, in den Kindergarten und die Schule gegangen, spreche gut Deutsch, habe eine Ausbildung gemacht, die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, was soll ich noch tun, dass man mich als Deutsche anerkennt?') oder von Betreuerinnen von Flüchtlingen im Landkreis oder durch Beispiele vom Podium (Dennis De: 'Drei Staatsbürgerschaften habe ich, weil meine Mutter Französin ist, ich in Großbritannien geboren bin und meine Frau die deutsche Staatsbürgerschaft hat, da kann ich nichts dafür').Für den Betrachter eine Lehrstunde in demokratischer Diskussionskultur.

Gut gefüllt, das Foyer der Stadthalle

Simon Weißenfels CDU, Werner Simmling FDP, Heike Baehrens SPD und Prof.Dr. Dennis De GRÜNE; Diskussionsleiter BM Herbert Fitterling

Thomas Edtmaier LINKE, Julian Beier PIRATEN und Volker Münz Alternative für D'land