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Ökumenischer Orgelspaziergang in Eislingen

Vier Königinnen der Instrumente haben eingeladen

12.3.2013 - Christuskirche

 

Über sechzig Besucher kamen und erlebten am vergangenen Sonntag vier sehr unterschiedliche, aber sehr charakteristische „Königinnen der Instrumente“.

Zuerst die Reiser-Orgel von 1968 in St. Markus, mit drei Manualen und 36 Registern die größte am Ort. Pastoralreferent Hariolf Hummel, gelernter Orgelbauer, gab einen kurzen Überblick über die Geschichte des Orgelbaus seit der Antike. Das Instrument mit seinem strahlenden, obertonreichen Klang entspricht dem von der Barockmusik her gedachten Ideal der sogenannten Orgelbewegung, die besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierte. Ursula Schmid brachte die Orgel mit barocker Musik zum Klingen.

Zweite Station war die Christuskirche, deren Jugendstilorgel von 1906 mit der Kirche eine stilistische Einheit bildet. Walter Blum führte das Instrument mit seinen fein schattierten, zarten Streicherklängen und dem kraftvollen Zungenplenum vor und erläuterte seine Steuerung mittels „pneumatischer Kegelladen“, einer heute sehr selten gewordenen und daher denkmalgeschützten Orgelbautechnik. Es gab auch Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Ganz anders die Orgel der Lutherkirche, mit 17 Registern die kleinste und ihren erst zwölf Jahren die jüngste der Eislinger Königinnen. Hier wurde eine stilistische Vielseitigkeit angestrebt, die Marko Heese mit Stücken vom Barock bis in die heutige Zeit demonstrierte. Auch konnte man in die bei dieser Orgel mechanisch gesteuerte Traktur mit ihren Winkeln, Wellen und den sogenannten Abstrakten, feinen Holzleisten, die den Spielimpuls auf die Ventile übertragen, Einblick nehmen. Ein Detail zum Schmunzeln sind die von einem Windrad angetriebenen Zimbelglöckchen.

Zum Schluss die Audienz bei einer englischen Queen, der Vowles-Orgel von 1875 in der Eislinger Liebfrauenkirche. Wie kommt ein solches Instrument in die 1958 erbaute Kirche? Hariolf Hummel erzählte, dass eine ganz neue Orgel für die Gemeinde unbezahlbar war und das in England ausrangierte Instrument so robust gebaut und klanglich so überzeugend war, dass es erworben wurde. Orgelbauer Wiedenmann erweiterte es sogar noch durch ein drittes Manualwerk, das keine eigene Klaviatur hat, aber an die anderen Manuale und das Pedal angekoppelt werden kann. Dies und eine „Trompetenbatterie“, die in tiefer, mittlerer und hoher Lage gespielt werden kann gibt der Orgel eine enorme stilistische Bandbreite und einen satten, kathedralhaften Sound. Ursula Schmid spielte typisch britische Spezialitäten, darunter einen Marsch und ein Trumpet Voluntary.

Das große Interesse am Orgelspaziergang hat die Organisatoren überrascht und so sind weitere gemeinsame Aktionen in der „Orgelstadt Eislingen“ nicht ausgeschlossen.

Walter Blum

Ursula Schmid an der Orgel in St. Markus

Hariolf Hummel begrüßt die Teilnehmer

Viele interessierte Besucher/innen in St. Markus ...

.. in der Christuskirche ..

und in der St. Liebfrauen-Kirche